Donnerstag, 13. März 2008

Leichtbau und seine (Un)Grenzen


13032008

Es fühlt sich schon ein Kribbeln im Bauch an, wenn der Preisträger ausgezeichnet derjenige ist, der einen während des Studiums am meisten beeindruckt und (um mal nicht mit den bescheidensten Worten zu reden) beeinflusst hat.

Das Werk erinnert mich ohne Frage an seinen Vortrag, den Jörg Schlaich an der HTW in Chur in der Schweiz gehalten hat. Es ging um das Prinzip : Leichtbau. Wieso massiv bauen, wenns auch leichter geht? Diese Idee entsteht weniger durch Lust und Geschmack einer Bauweise, sondern eher durch den Wunsch, der Natur mehr Wort in der Aussenwelt zu geben. Die Bauten sollen die gleiche Sprache mit dem Bestehenden reden. Leicht wie die Luft, ein Dasein wie ein Naturwesen. Mit (wahrscheinlich) diesem Ausgangspunkt hat er die Seilnetzkonstruktion entwickelt und lässt in diesem Bereich den Namen Frei Otto nicht alleine stehen.

Diese sind die Begründungen, wieso die Humboldtbrücke am Berliner Hauptbahnhof in der Kategorie Straßen-und Eisenbahnbrücken den Preis dieses Jahr verdient hat. Der Überbau aus Beton wird von der Stahlkonstruktion getragen, welches den wichtigsten Einfluss auf das leichte Bauen hat. Ansonsten kennt man das Tragsystem ganz im Gegenteil. Somit beweist er, dass Eisenbahnbrücken nicht unbedingt massiv gebaut werden müssen. Gleichzeitig präsentiert die Brücke ein spannendes Zusammenspiel mit dem Bahnhof.
Mit der gleichen Begründung gewann der La Ferte-Steg im Jahr 2006 in der Kategorie Fuß-und Radbrücken den Preis. Stahl als Beine und Körper, Beton die Szene und Bühne.

Jörg Schlaich (erwähnenswert ist hier auch der Name Frei Otto) hat mit seiner Haltung zur neuen und leichten Bauweise bis heute mit seiner Idee viele Namen beeinflusst.


Vor kurzem wurde die erste Brücke mit Plexiglas als Tragkonstruktion an dem Darmstädter Schloss gebaut. Die Spannweite beträgt 26 m, was ja für das Material Plexiglas eine mutige Zahl ist. Als Erfahrung oder Modell oder Anhaltspunkt für leichtere Bauwerke ist dies bestimmt eine nennenswerte Leistung, dennoch sollte man sich, bevor man die Verwirklichung der Entwürfe irgendwo hinstellt, fragen, ob sie an den Standort auch wirklich passen. Wo liegt das Verhältnis zwischen Schloss und Plexiglas? Lieber würde ich neben einem Schloss auf einem Holzwerk laufen, oder etwas Massiveres, was nicht weit weg von dem Bestehenden liegt, vom Steinhauer bearbeitete Steinstützen. Ein bisschen Massivheit im Bau sollte man sich bei anbietender Gelegenheit wie Geschichte, Gefahrlosigkeit bei den Kosten, Anpassung zum Bestehenden doch noch gönnen. (Eine 17-Jh-Bauten-Bewunderin, die ich nun mal bin).

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