Donnerstag, 21. Februar 2008

oda


25092004

Wie ein Faden streckt sich der Schatten des Mückchens linienweise zwischendurch unerwartete Kurven machend von einer Ecke zur anderen. Beobachten war immer die schönste Beschaeftigung waehrend des Wartens, und sie wird es auch immer sein, solang man etwas erwartet. Ob es nun das fast gelbe Blaettchen, das höchstwahrscheinlich vor ein paar Tagen vom Ast runtergefallen ist und sich mit dem seidefeinen Wind bewegt, oder ob es dieses Mückchen, das an so hell wie möglichen Orten rumhaengt, ist.. Dem Wartenden ist es ziemlich egal, ob das Blaettchen drauf wartet, aufgehoben und in ein hübsches Tagebüchlein geklebt zu werden; ob das Mückchen geduldig drauf wartet, die frische rote Flüssigkeit unter der Haut eines Fremden zu saugen.. Jede Bewegung ist ihm eine Beschaeftigung wert. Wie dieser sich dauernd bewegende Schatten im Zimmer.

Ziemlich nervig ist es, wenn ausgerechnet an der schönsten Stelle des Songs ein Auto vorbeifaehrt und sich unverschaemt in die Töne einmischt. Es ist ja nicht allein der Laerm des Motors, sondern auch das (für den Wartenden) unnötige Jubeln, das aus dem Auto bis ins Zimmer kommt. Dieser freche Laerm kann die Stimmung doch auf einmal nicht stören. Das Buch im Lager wartet ja auch schon seit Monaten gelesen zu werden; die angekreuzten Orte auf der Karte warten ja auch schon seit Jahren besucht zu werden; die erledigten Punkte auf der ToDo-Liste warten ja auch schon seit gestern Abend mit einer leuchtenden Farbe durchgestrichen zu werden; die gelesene Seite wartet geblaettert, der Kaffee getrunken, die Batterien aufgeladen zu werden..

Nicht jetzt, nicht beim Beobachten; denn es ist vielleicht der angenehmste Moment waehrend des Wartens die süssen Kopfschmerzen zu spüren. Hatten sie schon vor dem Song angefangen oder erst nachdem sich das Ohr auf den Gitarrensound konzentriert hatte? Vielleicht genau dann, als die Melodie mal wieder eine Gaensehautaktion verursachte.. Gaensehaut, weil die eingeatmete Luft nichts anderes als die Liebe zur Musik war. Eine Berührung im Herzen, die die schönsten Gefühle und Gedanken erweckte. Genau wie jetzt wieder.. und wieder.. Der Wunsch, dass die Melodie nie enden soll; macht es selbst den Grund des Wartens für eine kurze Zeit, oder einfach für "jetzt", wertlos.. "jetzt" einfach die Verantwortung der Zukunft diesem Mückchen zu überlassen und die Schönheit der Musik zu geniessen. Im Schatten teilt sich die Zukunft im ganzen Zimmer voller Farben auf. Ziele werden klarer und auch sie warten, erreicht zu werden. Die Bilder des polnischen Regisseurs finden die Identitaet zu den Zeilen des französischen Autors. Ein praechtiger Glaube, der das ganze Zimmer mit Hoffnungen umwickelt..


Nun macht das Warten wieder Spass, weil "bald" eigentlich naeher ist als es bedeutet, sogar fast "jetzt"

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